Thomas Dürsts Wunsch nach einem eigenen, leichtfüssigen Trio geht mit den aussergewöhnlich packenden Musikerinnen Sibyl Hofstetter (Gesang) und Lea Gasser (Akkordeon) mehr als in Erfüllung. Die spannende Stimme, der frische Wind vom Akkordeon und der fliegende Kontrabassteppich bilden den idealen Spielplatz für die drei leidenschaftlich Musizierenden. Das "Thomas Dürst Trio" interpretiert mit eigenen Arrangements selten gespielte, stimmungsvolle Jazz-Songs und Chansons mit berührenden, oder auch aufmüpfigen Texten, sowie eigene Kompositionen.
Im neuen Programm (Plötzlich ging die Sonne aus) liegt der Schwerpunkt, nebst dem musikalischen Gehalt der Kompositionen, vor allem auf einer packenden Poesie. Dazu werden Perlen aus den deutschen, französischen und englischen Lieder- und Textkisten ausgewählt. Diese werden eigens für das Trio arrangiert und respekt- und hingebungsvoll dargeboten. Das Programm lässt den Musizierenden viel Interpretationsspielraum und erlaubt ihnen, dank ihrer Fantasie, der Liebe und Treue zu den Werken und dem gegenseitigen Vertrauen, sich und die Inhalte immer wieder neu zu erfinden und das Publikum auf diese Reise mitzunehmen. Trotz, oder gerade wegen der allgemein düsteren Aussichten, ist „Plötzlich ging die Sonne aus“ ein strahlendes Programm.
Sibyl Hofstetter - Gesang
2011-2014 Bachelor Studium, an der Hochschule der Künste Bern, Abteilung Jazz, bei Efrat Alony.
2014-2016 Masterstudium mit Diplom in Musik Performance bei Efrat Alony, Django Bates und Martin Streule in Vertiefung Komposition.
2014 gewann sie mit ihrer ersten, selbst ins Leben gerufenen Band "the sibyl's promise", die "best of bachelor - Tournée", eine Auszeichnung der schweizerischen Jazz-Hochschulen.
Nach der Auflösung dieser Formation folgten Konzerte mit "of dwarfs and other creatures", dem Duo "Sibyl Hofstetter - Thomas Dürst" oder etwa der Formation um Leoni Altherr (Leoni Leoni) "Lolasister". Heute spielt sie vor allem Konzerte mit dem "Thomas Dürst Trio".
Eigenes, dessen Entwicklung und die Entstehung von Liedmaterial im Kollektiv, verfolgt sie jüngstens vor allem mit der Formation "Soubateurs", zusammen mit dem Gitarristen Sébastien Minguely, Pascal Schärli (eb) aka Jaja Dickicht und Michael Cina (dr).
Lea Gasser - Akkordeon
Lea ist freischaffende Akkordeonistin und Komponistin, aufgewachsen in Zürich. Fasziniert von der Vielseitigkeit
ihres Instrumentes, lässt sie dieses in diversen Projekten verschiedene Rollen einnehmen und verleiht ihm durch eigene Kompositionen eine sehr persönliche und intime Ausdrucksweise.
2014 schloss die Akkordeonistin ihr Bachelorstudium der klassischen Musik mit Teodoro Anzellotti an der HKB in Bern ab. 2019-2021 absolvierte sie einen Master in Jazz Performance &
Composition an der HEMU in Lausanne, begleitet von Denis Croisonnier, Matthieu Michel und Philip Henzi.
Als Leaderin ihres Lea Gasser 5tets spielt sie seit 2020 ihre eigenen Jazz-Kompositionen. Eine Musik die gekennzeichnet ist durch eingängige und lyrische Melodien, freche Basslinien und
verträumten Charakter. Die Gruppe hat das erste Album «L’Heure Bleue» 2022 veröffentlicht und wurde für das Festival «Suisse Diagonales Jazz 2024» ausgewählt. 2020 hat Lea zudem mit der Sängerin
Sylvie Klijn das Duo OXEON mitgegründet, das 2023 sein erstes Album «Somewhere Far» in Zusammenarbeit mit SONNA Records und ANUK Label veröffentlicht. Das Duo verbindet eigene Kompositionen mit
Arrangements von klassischen Werken, verfeinert durch Effektpedale. Im gleichen Jahr ist sie bei der Gründung als Co-Leaderin Teil vom neuem Improvisations-Quintett The Optics – Hässig, Stucki,
Gasser, Pärli, Steiner («The Optics», 2023). Lea ist Sidewoman vom Thomas Dürst Trio («Other Songs», 2021 & «Plötzlich ging die Sonne aus», 2023) und dem Tzupati Orchestra («Half A Dozen»,
2023).
Auch interdisziplinäre Projekte sind von wichtiger Bedeutung für ihr künstlerisches Schaffen: In der Saison 21/22 arbeitete Lea als Musikerin/Schauspielerin mit Julie Burnier und der
Theaterkompagnie Mezza-Luna am anarchistischen feministischen Theater-Stück Les dix petites anarchistes. Seit 2023 ist sie als Akkordeonistin/Komponistin Teil des Pendula Ensemble; ein Ensemble
für neue Musik, zeitgenössischen Tanz und Installation. Im gleichen Jahr ist sie Teil von Nicolas Gurtners und Jérôme Jeanrenauds Rencontres Arrangées, einer Performance zwischen Jazz,
zeitgenössischer Musik und Spoken Word.
Thomas Dürst - Kontrabass
Thomas Dürst studierte an der «Swiss Jazz School» in Bern bei Rolf Aberer und Eric Peter, wo er 1981 mit Diplom abschloss.
Von 1983 bis 2022 war er Dozent für Kontrabass und Ensemble an der «Swiss Jazz School» sowie an der «Hochschule der Künste Bern».
Seit 1976 hat Thomas Dürst unzählige professionelle Engagements für Konzerte, Festivals, Tourneen, Studio, Sinfonieorchester, Theater- und Filmmusik. Er ist seit Jahrzehnten einer der meistgefragten Jazz-Bassisten der Schweiz.
Impressionen aus dem Tonstudio als Vorgeschmack auf unser Album: "Plötzlich ging die Sonne aus":
Online-Album: "Plötzlich ging die Sonne aus" 2023
CD und Online-Album: "Other Songs" 2021
JAZZ'N'MORE 3/2021:
Thomas Dürst Trio
Spektakulär unspektakulär
Er gehört seit Jahrzehnten zu den vielbeschäftigtesten Sidemen der Schweizer Jazzszene. Doch erst jetzt, im Alter von 64, präsentiert sich der Bassist mit dem Thomas Dürst Trio zum ersten Mal als Bandleader. Von Rudolf Amstutz
Es ist keine falsche Bescheidenheit, wenn Thomas Dürst sagt: "Ich bin halt nicht der Typ, der sich gerne in den Vordergrund stellt." In den letzten Jahrzehnten hat er allerdings mit seinem Bassspiel im Hintergrund dafür gesorgt, dass zahlreiche Protagonisten von John Tchicai über Urs Blöchlinger bis zu Sandy Patton im Vordergrund "fliegen" konnten. Wenn das Schlagzeug das Herz einer Formation ist, so ist der Bass ihr Atem. Wer dies in Frage stellt, dem sei Dürsts erstes Album als Bandleader empfohlen. "Other Songs", eingespielt mit den beiden jungen Musikerinnen Sibyl Hofstetter (Gesang) und Lea Gasser (Akkordeon) ist ein Musterbeispiel dafür, wie man Songs aufs Wesentliche reduzieren kann, wenn einer wie Dürst mit seinem Instrument den Atem vorgibt.
Seine Lehrtätigkeit und sein immer noch stattliches Engagement in anderen Bands hielten ihn immer davon ab, ein individuelles Album aufzunehmen. "Aber nach so langer Zeit, dachte ich, wäre es schon mal schön, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen", lächelt er fast entschuldigend. Die Songs auszuwählen, den Stil zu bestimmen, die perfekte Formation dafür zu gründen, und «auch mal meinen Namen auf dem Frontcover zu sehen», lacht er.
Beide Musikerinnen sind ihm in Ensembles an der HKB, respektive an der Swiss Jazz School, wo er lehrt, sofort aufgefallen. Beide hätten sie Persönlichkeit und Potenzial. "So etwas merkt man sofort", meint Dürst und verweist auf ein anderes Talent, das er einst in seiner Klasse hatte: Colin Vallon. Auch mit ihm hat Dürst in der Folge gespielt. "Als Lehrer ist man halt privilegiert", schmunzelt er.
Mit Hofstetter hat Dürst mit "Another Song" zuvor bereits ein Duo-Album mit Songs von Abbey Lincoln eingespielt. "Ich liebe nicht nur den Gesang, sondern auch die Geschichten, die ein Lied mit seinen Texten erzählt. Und wie Lincoln tiefgründige Poesie mit Melodie und Harmonie zu verbinden wusste, das ist schlicht grossartig." Für Dürst spielen Text und Musik die Hauptrollen. Die Interpreten ordnen sich dem unter. Es erstaunt denn auch nicht, dass sich Sibyl Hofstetter als kongeniale Partnerin entpuppt. Ihre natürliche, glasklare Art der Interpretation, als wäre der Song ein zerbrechliches Kleinod, das man sanft auf Händen führt, entspricht der Philosophie Dürsts. Und Lea Gasser fügt sich nahtlos in dieses Kollektiv ein, das sich zur Aufgabe gemacht hat, der heutigen Reizüberflutung bedächtige, aus feinster Ornamentik bestehende Klangwelten entgegenzustellen.
Das spektakuläre an "Other Songs" ist das Unspektakuläre. Songs wie Roland Kirks "Theme For The Eulipions", Michel Legrands "The Windmills Of Your Mind" oder Hildegard Knefs "Ich bin zu müde, um schlafen zu geh’n" werden reduziert auf ihre Grund-DNA. Die zarten Atemübungen des Basses, die von den allerfeinst texturierten Klängen des Akkordeons umgarnt werden und die unprätentiöse und dennoch scharfe Phrasierung der Sängerin resultieren in einem – wie Dürst ihn nennt – "bunten Blumenstrauss", bei dem die Texte und ihre poetische Kraft und Tiefe die Rolle des Lotsen innehaben.
Dass hier zwei Generationen musizieren und der Bandleader ausserdem einst als Dozent der beiden Mitstreiterinnen fungierte, hört man nicht. "Wir sind ein Kollektiv", sagt Dürst. Auch wenn er für das erste gemeinsame Album die Songs auswählte und die Arrangements skizzierte, gibt es für ihn keine Hierarchie. Hofstetter und Gasser profitieren von Dürsts Erfahrung, er wiederum von ihrem immensen künstlerischen Potenzial. "Beide", sagt er entschlossen, "sind mir musikalisch weit überlegen."
Zwei der zehn Stücke auf "Other Songs" stammen aus der Feder Dürsts, ein kurzes "Intermezzo" hat Gasser beigetragen. "Ich ermutige die beiden, in Zukunft auch eigenes Material einzubringen." Die Existenz als Bandleader hat eben erst begonnen und das Thomas Dürst Trio soll für längere Zeit Bestand haben. Als Erstes warten nun nach der langen Zwangspause die Bühnen des Landes. Dann darf man dann auch live diesem "bunten Blumenstrauss" beim Blühen zuhören.